Turkey
May 17th - June 13th 2004
Translation will follow - just check from time to time.
Wieder einmal beladen mein damaliger Freund Wolfgang und ich unseren Globi, der treue Reisebegleiter auf 4 Rädern und starten in die Türkei. Viel Spaß beim Lesen unserer Erlebnisse.
Endlich ist es soweit, direkt von der Arbeit fahren wir los Richtung Süden. 5 Wochen Freiheit und Abenteuer stehen vor der Tür. Wir haben Schnee auf der Höhe des Tauerntunnels und Katschbergtunnels kurz vor Villach. Aber unser Kompass zeigt weiterhin gen Süden und irgendwann wird es schon schöner werden. Wir fahren nachts weiter, um noch besonders viel Strecke zu schaffen und übernachten bei Ljubeljana auf einer Raststätte.
Mammutfahrt - eigentlich Non-Stopp nach Istanbul
Um 6 Uhr ist Aufstehen angesagt, denn wir wollen schnell weiter, um es heute noch bis Griechenland zu schaffen. Nach einer Katzenwäsche und einem Frühstück aus Cornflakes und hartgekochten Eiern geht es los.
Das Wetter ist absolut scheußlich: kalt und Dauerregen! Erst kurz vor Belgrad wird es dann schöner, aber warm ist es immer noch nicht (15 Grad). Nach einer Brotzeit und Ruhepause geht’s weiter. Noch liegt Mazedonien vor uns mit Skopje als Hauptstadt. Die Mautgebühren der Serben sind einfach total überhöht. Für 250km zahlen wir 50,00 € Maut. Die letzte Strecke dann bis zur mazedonischen Grenze ist Landstraße und in einem üblen Zustand. Auch die Scheibenwascher nerven ziemlich bei jedem Stopp und werden auch noch unverschämt, als wir uns weigern, mehr als 1 $ für die geputzte Frontscheibe zu zahlen.
Irgendwo zwischen Skopje und Gevgelja, an einer recht ruhigen Tankstelle, müssen wir übernachten, wir können einfach nicht mehr. Wir haben heute über 1000km Fahrtstrecke hinter uns gebracht.
Durch Bulgarien wollen wir nicht fahren, da uns mehrere Leute erzählen, dass die Straßen sehr schlecht sein sollen, wahllos Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt werden und man ständig abgezockt wird. Da lohnt sich der 150km lange Umweg durch Griechenland auf jeden Fall. Über Thessaloniki und Kavala geht es weiter Richtung Türkei. Auch hier zieht sich die Strecke wieder endlos. Das Wetter wird immer schlechter, aber kalt ist es nicht. Es ist bereits dunkel, als wir die griechisch-türkische Grenze überqueren. Die Grenze bildet der Fluß Evros, der von beiden Ländern mit bewaffneten Soldaten gesichert wird. Der Grenzübertritt ist kein Problem, nicht mal den Globi will man von innen sehen. Es ist zwar alles ein bürokratisches Hin- und Her-Gerenne, aber alles geht relativ schnell. Auch das Visum für Wolfgang ist schnell beschafft.
(Anm.: als österreichischer Staatsbürger benötigt man für die Türkei ein Visum).
Die Straße ist mal gut, mal voller Rillen und Schlaglöcher und in der Dunkelheit sind Fahrzeuge teilweise erst im letzten Moment zu erkennen, da die Beleuchtung mehr als dürftig ist. So geht es auch hier nicht besonders flott vorwärts.
In Tekirdag ist die Hölle los, weil wohl die favorisierte Fußballmannschaft ein Spiel gewonnen hat. Laut hupend, halb aus dem Fenster hängend und mit Fahnen und Tröten bewaffnet wird im Konvoi die Hauptstraße rauf- und runtergebrettert.
Wir fahren durch ein Gewitter, es blitzt und donnert rings um uns herum. Eigentlich wollten wir noch auf den Campingplatz bei Istanbul fahren, aber wir sind beide total am Ende und fallen auf einer Raststätte ca. 60 km vor Istanbul wie tot ins Bett.
Wir sind froh, als wir am nächsten Morgen am Campingplatz in Yesilköy ankommen. Dieser wird von 2 jungen Leuten geführt, wobei die Frau super englisch kann und wir einen tollen Platz zugewiesen bekommen. Hier haben wir neben einem kleinen Stück Rasen eine Spüle, Stromanschluß und die Toiletten/Duschen sind gleich nebenan in einem Container untergebracht und sogar relativ sauber. Die Dumpstation besteht aus einem ausrangierten Clo, das ummauert wurde.
Istanbul - Stadt zwischen Europa und Asien
Istanbul oder Konstantinopel, wie es früher genannt wurde, ist mit 14,6 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei. Die Stadt liegt mit Europa und Asien zwischen zwei Kontinenten, getrennt durch den Bosporus. 660 v. Chr. wurde sie gegründet und kann so auf eine 2600-jährige Geschichte zurückblicken. Während 1600 Jahren war sie den Römern, den Byzantinern und den Osmanen Hauptstadt. Die historische Altstadt wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
Bevor wir losziehen, duschen und frühstücken wir ausgiebig und lassen uns den Weg zur Vorortbahn erklären, die direkt in die Stadtmitte geht. Ca. 700m ist die Station entfernt und die Fahrt pro Person kostet 1 Mio. TL (ca. 60 cent). Der Zug ist ein ziemlich heruntergekommenes Rappelgefährt, bei dem man aber wenigstens bei offenen Türen mitfahren kann, sonst wäre es viel zu heiß in den Waggons. Vom Bahnhof gehen wir gemütlich zum Topkapi Serail, der aber heute schon geschlossen hat. Die Hagia Sophie hat montags zu und in der Blauen Moschee ist gerade Gebetszeit. So gehen wir unseren Rundgang weiter und kommen später zur Blauen Moschee zurück. Dort kommen wir auch gleich in den Genuss einer Geruchsprobe der Kasfüße sämtlicher darin befindlichen Touristen. Die Moslems selber waschen ihre Füße vorher an dafür vorgesehenen Becken vor der Moschee. Etwas aufdringlich sind die Guides, Postkarten- und Reiseführer-Verkäufer aber mit einem bestimmten „NEIN“ lassen sie einen dann doch in Ruhe. Die Sultan-Ahmed-Moschee wurde von Mehmet Aga von 1609-1616 erbaut. Wunderschöne blau-weiße Fliesen zieren die Kuppel und den oberen Teil der Mauern. Im unteren Teil handelt es sich um sogenannte Iznik-Fliesen. Gekrönt wird sie von 6 Minaretten, nur die Moscheen in Medina und Mekka haben mehr Minarette.
Mittlerweile ist es recht kühl geworden und wir beschließen mit der Vorortbahn zurück zum Camping zu fahren.
Tag 2 unserer Istanbul-Besichtigung: als erstes ist heute die Hagia Sophia dran, in der innen leider ein Gerüst steht, da die Fresken restauriert werden. Die Hagia Sophia war ursprünglich eine ehemalige byzantinische Kirche, später eine Moschee, heute ist sie ein Museum.
Im 6. Jahrhundert n. Chr. wurde sie als Kuppelkirche erbaut und kann mit einer bis heute größten auf vier Tragepunkten errichtete Kuppel aufwarten. Nach der Eroberung Konstantinopels wurde sie die Hauptmoschee der Osmanen. Von außen aufgrund vieler Um- und Anbauten nicht besonders schön anzusehen, ist sie innen ein wunderbares Gebäude, das man unbedingt gesehen haben muss.
Als wir rausgehen, auch hier wieder das Angequatsche von Teppich- und Lederhändlern sowie Souvenirverkäufern. Außerdem Anbieter von überteuerten Bosporusfahrten am Hafen an jeder Ecke. Wir beschließen erst mal einen kleinen Rundgang über die Yeni Cami, Süleymaniye Moschee und die etwas kleinere, direkt am Basarviertel gelegene Nurosmaniye Moschee. Die Yeni Cami gefällt uns fast noch besser als die Blaue Moschee, aber der Fußgeruch der Touristen ist absolut penetrant.
Wir schlendern noch durch den Basar, es gibt von Gewürzen, Nüssen, Kleidung über Taschen, Stoffe, Werkzeug, Elektrogeräte, Obst / Gemüse, Schmuck und Parfum wirklich alles, was das Herz begehrt.
Als die Sonne tiefer steht, gehen wir zur und über die Galatabrücke; an den Anlegestellen werden leckere Fladen mit frisch gefangenem und direkt auf den Booten gebratenem Fisch angeboten, und das für nur 1 Mio. TL (ca. 60 cent). Nach diesem leckeren Snack steigen wir auf den Galataturm, von dem man einen super Blick über die Stadt und den Bosporus hat.
Tag 3 der Istanbul-Besichtigung: Vor unserem Campingplatz ist heute ein riesiger Markt, den wir erst mal anschauen, bevor wir mit der Vorortbahn in die Stadt fahren. Heute schauen wir uns den Topkapi Serail an. Der Topkapı Palast war jahrhundertelang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane und Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches. Erbaut zwischen 1453 und 1468, wurde der Bau 1478 um eine Wehrmauer erweitert. Seit Vollendung des Baus residierten bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts alle osmanischen Herrscher hier im Palast. 1856 zog der damalige Sultan in den Dolmabahce Serail auf der anderen Seite des Bosporus.
Der Palast war mit einer Fläche von über 69 Hektar und bis zu 5000 Bewohnern eigentlich eine eigene Stadt.
Für den Harem müssen im Inneren extra Karten gekauft werden. Der Serail ist wirklich ein riesiges Gebäude mit dazugehörigen Gärten, etliche Gebäude gruppieren sich außenherum, wie z.B. die Palastküche, so dass man sich den Prunk vergangener Tage recht gut vorstellen kann. Alles ist sehr gut erhalten.
Abends gehen wir in ein schönes Restaurant mit Dachterrasse und Blick auf die Blaue Moschee. Einfach traumhaft! Das Essen ist ebenfalls super. Wir essen gemischte Vorspeise, Aubergine mit Lammfleisch, Kartoffelpürree und Köfte (Hackfleischbällchen). Als Nachtisch gibt’s dann Tee mit Reispudding sowie Honiggebäck mit Pistazien.
Heute verlassen wir Istanbul und finden zum Glück auch gleich die Autobahn, die uns durch Istanbul bringt, denn auf Verkehrschaos in der City haben wir keine große Lust. Nur auf der Bosporusbrücke nach Asien staut sich alles, da dort die Mauthäuschen stehen. Zwischen den 4-spurigen Autokolonnen wird fleißig verkauft: Zündhölzer, Taschentücher, Batterien usw. Jede Möglichkeit wird genutzt, um Geld zu verdienen.
Anatolische Hochebene
Ca. 150 km vor Ankara biegen wir dann auf eine Seitenstraße ab und verlassen die Autobahn. Alles wird ruhiger und die Landschaft schöner. Bei einem Tankstopp ist man neugierig, woher wir kommen und was wir noch vorhaben, denn unser Wüstenfuchs auf dem Ersatzreifen vorne zieht die Blicke auf sich. Bei einem Glas Tee wird geplaudert, was die Verständigung hergibt und wir bekommen außer einem Sonnenschutz für die Windschutzscheibe auch noch eine Türkei-Landkarte geschenkt.
Auf umgeackerten Feldern sehen wir mindestens 20 Störche, die hier nach Würmern suchen.
Kurz vor der Dämmerung suchen wir uns abseits der Straße einen Schlafplatz. Der ist sehr ruhig und bis auf neugierige Blicke der Leute, die von der Arbeit in ihr Dorf fahren, bleiben wir ungestört.
Wir wollen heute noch ziemlich weit nach Osten zum Sumela-Kloster. Das Wetter ist sehr gemischt, mal sieht es nach Weltuntergang aus, dann brennt wieder die Sonne vom Himmel. Hier im Reisanbaugebiet muss das wohl so sein. Bei strömendem Regen stehen die Bauern bis zu den Knien im eisigen Wasser und setzen die Reispflanzen. Immer wird die Straße von einem rauschenden Gebirgsbach begleitet, der je nach Farbe der Erde seine eigene Farbe wechselt. Das Farbenspiel ist hier absolut toll. Hellgrüne Wiesen zwischen lila, braunen und roten Hängen und überall kleine Ortschaften aus deren Mitte malerisch ein Minarett einer Moschee hervorspitzt. Hier könnte man Film um Film verschießen, aber ohne Sonne ist das ganze natürlich nur halb so farbintensiv.
In Amasya kaufen wir ein und schlendern durch die Stadt, deren Häuser malerisch am Yesilirmak-Fluß liegen. Oberhalb eine Burg und im Burgberg einige Felsengräber. Es ist ziemlich heiß, da wir von der Hochebene heruntergefahren sind und uns nun nur noch 400m über dem Meer befinden. Wir entdecken schließlich doch noch einen Bäcker und kaufen für ein paar Pfennige 2 Laib Brot und 2 Sesamkringel.
Nachdem wir nun die Hauptstraßen verlassen haben und noch weiter nach Osten kommen, werden die Straßen immer schlechter, Schlaglöcher wechseln mit ausgebesserten Stellen ab. Bei einer Mittagsrast werden wir von auf dem Feld arbeitenden Bauern begrüßt und zum Tee trinken eingeladen. Außerdem könnten wir auch etwas zum Essen bekommen. Diesmal lehnen wir die Einladung ab, denn wir haben selbst gerade gegessen.
Durch gigantisch farbige Landschaft zockeln wir über Berg und Tal, sehen einige sehr schöne Dörfer. Wirklich zu schade, dass das Wetter nicht mitmacht, denn die Landschaft ist ein Traum.
Als wir uns abends einen Schlafplatz bei einer Quelle suchen, kommen ein paar Imker vorbei, die uns von weitem gesichtet haben und geben uns zu verstehen, dass sie weiter oberhalb nächtigen und wir gerne nachher noch auf einen Tee vorbeikommen könnten. Bis wir mit dem Essen fertig sind, hat es nur noch 8 Grad und außerdem schüttet es wie aus Eimern. Da haben wir keine Lust im strömenden Regen zu den Imkern zu laufen.
Unser Schlafplatz heute Nacht liegt auf einem 1700 m hohen Pass.
Nachts werden wir von einem Lkw-Fahrer mit Signalhupe fast aus dem Bett katapultiert. Wahrscheinlich wollte er uns nur in der Türkei Willkommen heißen. Ansonsten haben wir aber einen sehr ruhigen Schlafplatz entdeckt.
Am nächsten Morgen: Regen und 6 ° C, also muss die Standheizung herhalten.
Wir fahren weiter durch schöne, aber total bewölkte und regenverhangene Berglandschaft. Ab und zu reißt der Himmel auf und präsentiert ein paar der 3000m hohen schneebedeckten Berge. Ab Gümüshane versuchen wir auf „weißen“ Pisten nach Sumela zu kommen. Zuerst ist die Straße zwar schmal, aber geteert und in den Ortschaften werden wir wie Marsianer bestaunt.
Später, als es dann zum Pass raufgeht, wird die Straße zu einer Piste und am 2200m hohen Pass liegt jetzt noch neben der Straße 3m hoch der Schnee. Man kann sich vorstellen, dass die Orte hier im Winter komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind. Womit hier im Winter geheizt wird, finden wir erst viel später heraus, denn Holz gibt es in der kargen Landschaft nicht. Weder Wälder gibt es hier noch können wir stapelweise Holz vor den Häusern entdecken. Wir mutmaßen, dass mit Gas oder Kuhdung geheizt wird. Jeder kleinste Hang und Ebene wird zum Anbau von Gemüse verwendet und der Boden zu Terrassen umgehackt, selbstverständlich alles in Handarbeit.
Tee braucht Regen
Immer noch ziehen Nebelschwaden über uns hinweg und es regnet eigentlich ständig. An einer Abzweigung, die uns eigentlich nach Norden führen soll, aber nach Süden geht, fragen wir einen alten Mann nach dem Weg nach Sumela. Er zeigt zwar nach einigem Nachfragen, in unsere Fahrtrichtung aber so recht glauben können wir ihm nicht. Also drehen wir im nächsten Ort um, da die Straße immer schlechter, steiler und matschiger wird und fahren die andere Piste. Diese endet in Yagmurdere, einem Ort, der in meiner Karte ausnahmsweise vermerkt ist. Also fahren wir wieder zurück und zum 3. Mal an dem verdutzten Mann vorbei, der uns die Richtung gewiesen hat. Was er wohl von uns Verrückten hält? Diesmal fahren wir durch das Dorf durch und immer dem mutmaßlichen Hauptweg nach. Nach der Ortschaft geht es auf nasser Lehmpiste steil bergauf und immer wieder drehen die Reifen im Matsch durch. Die nächste Kurve mit Schneebrett erinnert uns stark an Pilion (Anm.: siehe Reisebericht Albanien 2003) und da wir so eine Aktion nicht noch mal durchführen wollen, drehen wir um und fahren zurück auf die Hauptpiste. Vom Pass oben sehen wir dann die vermutlich richtige Piste, die im Dorf, durch welches wir geradeaus durch sind, abgezweigt wäre. Diese Straße, die dann auch nördlich führt, ist nur vom Pass aus zu sehen. Wir haben nun keine Lust mehr, noch ein 3. Mal in das Dorf zu fahren und fahren auf die geteerte Hauptstraße zurück.
Gegen Nachmittag kommen wir dann endlich in regenverhangener Landschaft nahe des Sumela-Klosters auf dem Camping Sumela an. Camping kann man es kaum bezeichnen. Es gibt zwar einen Stromanschluss und ein Clo (keine Duschen), aber man steht auf dem Restaurant-Parkplatz, der zum Campingplatz gehört. Es wird sich aber um den Gast sehr bemüht und sofort die Tischdecken vor dem Stellplatz saubergesaugt.
Vom Campingplatz allein könnte der Besitzer sicherlich nicht leben, deshalb ist noch ein gut gehendes Restaurant mit Kegelbahn angeschlossen. Abends gehen wir in das gut gewärmte Lokal zum Essen.
Aufgrund des schlechten Wetters fahren wir erst gar nicht zum Sumela-Kloster, denn der Nebel geht fast bis ins Tal und es regnet. Viel hätten wir vom Kloster nicht gesehen und für eine solche grau-in-grau-Attraktion wollen wir nicht auch noch Eintritt zahlen.
In Trabzon das gleiche Bild. Wir kaufen an einem Kiosk 10 Dosen Bier, denn nur im Suff ist es auszuhalten. Wir werden ziemlich komisch angeschaut, als wir unseren Wunsch, 10 Dosen Bier kaufen zu wollen äußern. Sicherlich halten die uns für Alkoholiker.
An der Schwarzmeerküste fahren wir immer im Regen entlang nach Hopa, nahe der Georgischen Grenze. Und immer noch schüttet es wie aus Eimern. Ab Rize beginnt das Teeanbaugebiet der Türkei. Die Teefelder ziehen sich terrassenförmig den Hang hinauf bis auf 500m ü.M. Wenn es schöner wäre, würde das üppige Grün in der Landschaft sicherlich toll aussehen.
In Hopa gehen wir in eine Lokanta, wo sich der Chef gleich überschlägt, um uns alles recht zu machen. Wir essen Huhn, Gemüseeintopf, Reis und Salat und trinken Ayran. Das Ganze für umgerechnet ca. 7 €.
Von Hopa aus geht es am Fluß Coruh Nehri bis Artvin entlang. Der Fluß ist Ziel eines riesigen Staudammprojektes, das bis 2010 fertig gestellt werden sein soll und insgesamt 7 Staustufen haben wird. Eine davon ist fast fertig, aber die Landschaft, wird durch den Bau total verschandelt und von einem rauschenden Gebirgsfluß ist nicht mehr viel zu sehen. Wir sind froh, als wir hinter Artvin zu einem Nebenfluß abbiegen können, der sich noch ganz ursprünglich durch das Tal windet.
Hier fliegt uns dann auch der erste Stein, von einem Kind geworfen, hinterher: Ost-Anatolien wir kommen!
Auch hier erwartet uns wieder eine absolut malerische Landschaft, wenn nur das Wetter besser wäre. Immer noch regnet es. Nach Savsat schraubt sich die Straße auf einen 2650m hohen Pass. Oben hat es gerade mal 1 Grad und es schneit. Sogar ein Dorf gibt es hier, was aber unbewohnt ist und sicherlich nur als Sommerweide verwendet wird.
Vom Pass geht es auf eine ca. 1800m hoch gelegene Hochebene herunter, die sehr fruchtbar ist, klar es regnet ja auch ständig. In Ardahan tanken wir und bekommen gleich wieder den obligatorischen Tee angeboten, den wir mittlerweile dankend bei jedem Tankstopp annehmen, denn die Temperaturen lassen sehr zu wünschen übrig. Eine Verständigung mit den Betreibern der Tankstelle ist leider nicht gut möglich, denn deutsch oder englisch spricht hier niemand.
Mit Militäreskorte in die nächste Stadt
Es wird langsam dämmrig und so beschließen wir, die Fahrt Richtung Kars über den Cildir-See fortzusetzen. Vielleicht haben wir ja morgen mehr Glück mit dem Wetter. An einer einigermaßen ebenen Stelle, direkt neben der Straße halten wir an. Es ist nicht möglich auch nur 1m neben der Straße zu parken, da der Boden so aufgeweicht ist, dass wir morgens sicherlich nicht mehr aus dem Schlamm kommen würden.
Nach ca. 1 Std. hält ein Auto neben uns hupt. Wir vermuten, dass es ein Bewohner der Gegend ist, der mal wieder nach dem Woher und Wohin fragt. Es ist aber das Militär, das uns klar macht, dass wir hier nicht schlaffen sollen, da es zu gefährlich sei und wir mit ihnen mitkommen sollen. Im Schneckentempo fahren sie voraus und wir hinterher. Vor der Militärstation bekommen wir einen Platz im Matsch zugewiesen, wo wir die Nacht verbringen können. Einer der Soldaten, der 3 Wörter englisch kann, klopft dann noch mal an und teilt uns mit, dass er hier Soldat ist und wir hier schlafen können. Wir schenken den Jungs eine Packung Zigaretten.
Um 3.30 Uhr weckt uns der Muezzin mit dem Morgenruf.
Zum Glück machen wir uns nur ein kleines Frühstück, denn als wir fahren wollen, ruft uns der Chef der Militärs in den Hof und wir bekommen Tee. Auf den weiß polierten Fliesen kommen unsere schlammverschmierten Schuhabdrücke toll zur Geltung, was aber niemanden stört, der Gefreite wischt fleißig hinter uns her. Uns ist das Ganze super peinlich.
Der Militärchef spricht etwas französisch, was ich zwar verstehe, aber nicht antworten kann. Also doch wieder mit Händen und Füßen, ein paar Brocken englisch und türkisch. Wir sollen in sein Büro reinkommen und einer der Soldaten bringt Schafskäse, Oliven, Paprika, Brot und Wurst. Außerdem gibt es immer wieder Tee. Wir erzählen, dass wir noch nach Hakkari wollen und er meint, dass es dort sehr gefährlich sei, er hätte in dem Gebiet selbst 7 Jahre gedient und wir sollen bloß vorsichtig sein, beschwört er uns mehrere Male. Nach ca. 1 Std. verabschieden wir uns, zeigen ihm noch das Innere unseres Globis. Das BMW Kappi wechselt seinen Besitzer und auch eine Schachtel Zigaretten. Als wir fahren, steht er vor seiner Militärstation und salutiert.
Weiter geht’s durch eine tolle Landschaft am fast 2000m hoch gelegenen Cildir-See. Immer noch hängen die Wolken tief und es regnet alle paar Minuten.
In Kars, einem absolut ätzenden Städtchen, dessen Einfahrt fast im Schlamm versinkt, wollen wir uns die Genehmigung für Ani holen. An der angegebenen Adresse gibt es aber das Touristenbüro nicht mehr und wir werden ein paar Straßen weiter geschickt. Dort springt gleich ein Bediensteter des Tourist Offices raus und teilt uns mit, dass man kein Permit mehr braucht und auch fotografieren kein Problem mehr ist. Nur die Tickets für Ani zu je 5 Mio. TL (3,50 €) müssen beim Museum in Kars gekauft werden.
Der Ticketkauf wäre im Nachhinein gar nicht nötig gewesen, da in Ani keiner sitzt, der das Ticket kontrolliert, was sich natürlich jeden Tag ändern kann.
Das Tal der 1001 Kirchen
Wir machen uns also auf den Weg ins 42 km entfernte, direkt an der armenischen Grenze liegende Ani. Die Straße ist neu geteert, hat aber schon wieder neue Schlaglöcher. Ein Militärposten ist auf der Strecke, der uns aber nur zum Plaudern anhält. Ob wir russisch sprechen? Nein, leider wieder keine Verständigung möglich. Wo wir her sind ist natürlich immer die erste Frage und wenn man dann hört „aus Deutschland“, sind alle hellauf begeistert.
In Ani angekommen kommt die Sonne sogar raus. Wir treffen einen Einheimischen, der seit 18 Jahren Touristen die Gegend zeigt. Er spricht sehr gut englisch und wir erfahren, dass es wettertechnisch gesehen, ein sehr schlechtes Jahr ist. Na, wunderbar!
Ani ist seit mehr als 3 Jahrhunderten verlassen und liegt heute in Ruinen. Im 10. Jahrhundert entwickelte es sich zu einer bedeutenden Stadt. 1045 war sie als „Stadt der 1001 Kirchen“ bekannt und zählte mehr als 100.000 Einwohner. Bedeutendstes Gebäude ist heute die Kathedrale von Ani.1319 wurde die Stadt von einem Erdbeben heimgesucht und anschließend verlassen.
Ani schauen wir uns dann im Sonnenschein an und sind schwer beeindruckt, in welcher tollen Lage diese Stadt liegt. Auch Kirchen, die ich bei meinem letzten Besuch vor 16 Jahren nicht zu sehen bekommen habe (Anm.: siehe Reisebericht "Die Große Reise 1988/1989), da noch weit vor der Schlucht ein Zaun gezogen wurde, sind jetzt frei zugänglich und auch die Zitadelle, auf der vor ein paar Jahren noch das Militär nach Armenien gelauscht hat, ist ohne Probleme zu erkunden. Leider gibt es dann ein Gewitter und in strömendem Regen gehen wir zum Auto zurück.
Richtung Igdir geht es ziemlich lange an der armenischen Grenze entlang und als wir wieder zur Schlucht des aus Ani kommenden Flusses Aras Nehri kommen, entdecken wir noch eine tolle georgische Kirche in der grünen Landschaft. Überhaupt ist die Gegend hier wunderschön und die Sonne, die immer wieder aus den schwarzen Wolken blitzt, sowie die Abendstimmung trägt zu einem faszinierenden Licht bei. Vor Igdir dann noch mal eine Landschaft, die in allen möglichen Farben leuchtet.
Ist hier die Arche Noah gelandet?
Dann sehen wir den mit 5137m höchsten Berg der Türkei, den Ararat – leider total in Wolken und erst gegen Abend, kurz bevor es dunkel wird, werden die Wolken weniger. Die Spitze sehen wir allerdings nicht. Wir finden einen ebenen Schlafplatz direkt neben der Straße. Überall sind Zelte der Nomaden, die hier ihre Sommerlager haben. Wir sitzen nach dem Abendessen im Auto und spielen Karten, als ein Lkw neben uns parkt und der Fahrer an unsere Tür klopft. Es ist ein älterer Mann, der absolut keine Fremdsprache spricht und wir laden ihn zu uns ins Mobil ein. Er fährt durch die ganze Türkei mit seinem nach Öl stinkendem Lkw bis in den Iran. Jetzt ist er auf dem Weg über Hakkari nach Mersin. Er riecht genauso "gut" wie sein Lkw. Er schimpft über das türkische Geld und meint, dass Deutschland super wäre, vor allem auch wegen dem Euro. Wir erzählen ihm, dass Alemania aber cok pahli (sehr teuer) ist, aber das glaubt er nicht so ganz. Ob wir verheiratet sind? Stolz präsentieren wir unsere „Eheringe“. Dass wir keine Kinder haben, stimmt ihn aber doch bedenklich. Wolfgang bedeutet ihm, dass wir noch Zeit haben. Zum Glück fragt er nicht, wie alt ich bin, aber für 30 wäre vielleicht schon durchgegangen. Er trinkt dann Icetea, denn Bier lehnt er als guter Moslem ab und Almdudler ist ihm sichtlich sehr suspekt, obwohl wir ihm immer wieder beteuern, dass kein Alkohol drin ist.
Wir bekommen dann noch Nescafé, den wir sofort machen sollen, denn er kann es nicht verstehen, dass wir ohne ein heißes Getränk in unserem Mobil sitzen.
Nach ½ Std. bedeutet er uns dann, dass er jetzt im Lkw ein paar Stunden schlafen muss, denn er muss bald weiter. Um 5 Uhr morgens hören wir ihn dann weitertuckern.
Als wir morgens rausschauen, sehen wir, dass der Ararat ohne Wolken frei vor uns liegt. Neben ihm der kleine Ararat mit 3896 Metern Höhe. Wir haben wahnsinniges Glück, denn kurze Zeit später zieht er schon wieder zu.
An malerischen Dörfern vorbei, in denen wir jetzt bestätigt sehen, was wir schon immer vermutet haben, nämlich dass mit getrocknetem Kuhmist geheizt wird, fahren wir nach Dogubeyazit und bestaunen immer wieder den Ararat.
Leider sieht man ihn dann vom Ishak Pasa Serail nicht mehr, da ein anderer Berg die Sicht versperrt.
Der Ishak-Pascha-Palast wurde zwischen 1685 und 1784 erbaut. Die ungewöhnliche Architektur und Bauornamentik des Palastes vereint Einflüsse 500 Jahre älterer seldschukischer Moscheen, armenischer Kirchen und den zeitgenössischen osmanischen Stil.
Der Serail wurde seit meinem letzten Besuch restauriert, so dass man sich sehr gut vorstellen kann, wie er mal ausgesehen hat. Auch hier haben wir lichttechnisch mit der Sonne Glück. Wir steigen dann noch zu einer heruntergekommenen Moschee aus dem 16. Jahrhundert hoch, von der man einen tollen Blick auf den Palast und die farbige Landschaft dahinter hat.
Seldschukische Friedhöfe, See-Umrundung
Weiter wollen wir über Muradiye zum Van-See. Kurz vorher besichtigen wir am Bendimahli Fluß, der malerisch durch ein Tal und danach eine Schlucht fließt, einen Wasserfall. Von dort kommt man über eine schwankende Hängebrücke zu einem Lokal, wo wir für 9 € Fisch mit Salat und Ayran bekommen. Die Bedienung ist zwar etwas muffig, aber wir genießen trotzdem die Sonne und die Umgebung.
Dann sehen wir endlich den Van-See!! Der Vansee ist mit 120 Kilometern Länge, 80 Kilometern Breite und einer Tiefe von 457 Metern der größte See der Türkei. Er liegt auf einer Höhe von 1719 Metern und wird von den Flüssen der umliegenden 4000m hohen Bergen gespeist.
Da der Vulkan Nemrut Dagi den Abfluss des Sees verhindert, ist das Wasser stark alkalisch. Außerdem reich an Soda und anderen Salzen. Der pH-Wert beträgt 9,8, der Salzgehalt 2,27%. Daher gefriert der See auch im Winter nicht. Eine unwirklich türkise Farbe hat er dadurch und mit den umliegenden Schneebergen sieht es einfach grandios aus.
Bei Gevas gehen wir auf den Campingplatz. Er liegt etwas abseits der Straße und hat ein Restaurant dabei. Leider gibt es nur kalte Strandduschen, sodass wir unsere Heckdusche einweihen. Mit heißem Wasser und Duschvorhang zwischen den beiden Hecktüren eine wirklich tolle Konstruktion.
Neben uns sind noch 2 Münchner mit aufklappbarem Wohnanhänger mit denen wir uns kurz unterhalten. Sie waren vor 30!! Jahren schon mal hier und beide sprechen recht gut türkisch. (NEID!) (Anm.: Bis heute bin ich mit Waltraud und Friediger befreundet und wir treffen uns regelmäßig).
Wir besichtigen den Friedhof von Gevas mit einer Türbe und vielen alten Grabsteinen mit arabischen Inschriften.
Das Wetter ist super und wir beschließen, uns die urartäische Siedlung Cavustepe, ca. 30 km Richtung Hakkari gelegen, anzuschauen. In Çavuştepe findet man Überreste einer urartäischen Festung, die zwischen 764 und 735 v. Chr. errichtet wurde. Die Festungsanlage besteht aus einer Akropolis und einer Unterstadt. Auch viele Texte in urartäischer Keilschrift wurden dort gefunden.
Es ist zwar nicht mehr viel übrig, aber durch die anschaulichen Zeichnungen, die uns der Wärter zeigt, kann man sich wenigstens ein bisschen was vorstellen.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen auf dem Campingplatz. Abends spannt sich ein toller Sternenhimmel über den See.
Das Wetter ist wunderschön und wir packen unsere Van-See Umrundung an. Zuerst besichtigen wir in Ahlat einen seldschukischen Friedhof, sowie 2 Türben (muslimisches Mausoleum oder Grabstätte). Außer ein paar Kindern, die „Hallo“ rufen, belästigt uns niemand. Ich bin schon ziemlich erstaunt, was sich in 15 Jahren getan hat.
Von Ahlat geht es auf einer Schlagloch-Teerstraße zum Krater Nemrut Dag (Anm.: nicht der Nemrut Dag mit den Steinköpfen), einem Vulkan mit knapp 3000m Höhe, der vor ca. 600 Jahren dafür verantwortlich war, dass der Van-See nun abflusslos ist. Durch 2 schöne Dörfer mit winkenden Kindern geht es bis zur Schneegrenze und auf der anderen Seite in den Krater. Dort sollen laut Reiseführer 4 Seen, heiße Quellen, Fumarolen und sogar 1 See mit Thermalwasser sein. Wir entdecken aber nur einen See mit 5 Kilometern Durchmesser und tiefblauem, klarem Wasser und einen kleineren mit grünem Wasser.
Wir machen Picknick am grünen See in einer wunderschönen Gebirgslandschaft. Später entdecken wir dann noch eine Abzweigung, die zu den Quellen führen könnte. Diese endet aber an einem Bergrutsch und wir kommen nicht weiter. Also parken wir Globi so weit rechts, dass auch der Bus vor uns wieder durchkommt. Wir gehen ca. 1 Std. zu Fuß durch ein erkaltetes und mit zerborstenen Steinplatten aufgetürmtes Lavafeld, entdecken aber außer Frühlingsblumen und Schneefeldern nichts. Als wir zum Globi zurückkommen, ist der Minibus weg und wir dafür um eine riesen Delle hinten links „reicher“. Der Typ muss da mit vollem Speed rangeklatscht sein. Schade, dass er schon weg ist, sonst hätte er mal eine deutsche Schimpftirade hören können. Ziemlich sauer fahren wir weiter.
Als wir über den 2500m hohen Kraterrand kommen, bietet sich ein traumhafter Anblick: Alle Wolken sind verschwunden und man hat einen Wahnsinnsblick auf den Van-See und die umliegenden Berge. Die Straße geht zwischen einem ehemals 6 m hohen Schneefeld durch, fasst stößt Globi mit dem Dachträger an die ausgefrästen Wände, die leicht schief sind. Man kann sich wirklich gut vorstellen, wie hoch hier der Schnee im Winter liegt.
Zu Besuch in einem Kurdendorf
Am nächsten Morgen fahren wir weiter. Es ist um 5 Uhr zwar eiskalt, aber die Sonne scheint und so steht der Hakkari-Strecke nichts mehr im Weg. Bis dorthin kommen wir nur durch 2 Militärkontrollen. Hosap ist mittlerweile total chaotisch geworden und nicht mehr so beschaulich wie noch 1988. Hier ist der letzte Stopp vor der iranischen Grenze für die Trucker. Es geht zu wie auf einem Volksfest, vor lauter Lkws sieht man die Einkaufsbuden rechts und links der Straße kaum mehr.
Es ist ein Gewusel und Gewurle und ich würde gerne irgendwo anhalten und die malerische Burg erkunden, die auf einem Felsen hoch über dem Ort liegt, aber hier hat man keine 2 Minuten seine Ruhe vor den iranischen und türkischen Truckerfahrern, die alle „Hallo“ rufen und uns zum Tee einladen wollen, um zu erfahren, woher wir sind und wohin wir fahren.
Kurz vor Hakkari, unterhalb des Ortes, wieder eine Militärkontrolle. Was wir hier in Hakkari wollen, werden wir gefragt. Ein „englischsprechender“ Mann kommt an mein Fenster und ich ergreife gleich die Gelegenheit, ihn zu fragen, ob es hier ein Rotes Kreuz (kizilhac) oder sonst eine Hilfsorganisation gibt. Da versteht er nur noch Bahnhof. Wie immer hier, wenn man gefragt wird, ob man englisch spricht, redet man drauflos, in der Annahme, dass der Gegenüber einen versteht. Aber spätestens nach dem 2. Satz merkt man sehr schnell, dass die Burschen außer „how do you do“, „what´s your name“ und „where do you come from“ nichts können.
Also fahren wir nach Hakkari rauf auf der Suche nach einem Krankenhaus, wo wir unsere aus Deutschland mitgebrachten Klamotten loswerden könnten. Aber Fehlanzeige – wir finden keines. Also machen wir uns auf den Weg durchs Zaptal zum Beginn der Piste nach Uludere, die ich vor 16 Jahren schon mal gefahren bin.
Dort an der Brücke in die enge Schlucht stehen Militärs und erzählen uns, dass die Abzweigung zu dieser Straße erst ein paar Kilometer weiter die Hauptstraße entlang kommt. Das kann aber nicht stimmen, denn ich kenne diese Stelle, wo es in diese absolute geniale enge Schlucht geht. Aber die wollen uns nicht durchlassen und so bleibt uns nichts anderes übrig, als auf der Hauptstraße Richtung Sirnak zu fahren.
Hauptstraße allerdings auch nur auf der Karte, denn vor lauter Schlaglöchern sieht man den Teer fast nicht mehr. So holpern wir durch jedes Loch und einige Militärkontrollen. In einem dieser Camps treffen wir auf einen Soldaten, der sehr gut deutsch kann und so bleiben wir etwas länger, weil sein Vorgesetzter der Kommandant dieses Camps so einiges von uns wissen will: Als erstes werden wir mit Tee versorgt und dann prasseln die Fragen nur so auf uns herein. Was wir denn hier in dieser gottverlassenen Gegend wollen und warum wir nicht, wie alle Touristen, nach Antalya fahren?
Das ist dem Militärchef ein absolutes Rätsel. Wir versuchen, so gut es geht, ihm zu erklären, dass wir Land und Leute kennenlernen und nicht am Hotelstrand unseren Urlaub verbringen wollen. Ob das Verständnis erntet, wissen wir nicht. Wir fragen, warum hier so viel Militär ist, aber da muss unser deutschsprechender Soldat, erst mal den Chief fragen, was er uns denn da so erzählen darf. Klar, dass wir hier nur die offizielle und lapidare Auskunft bekommen, „wegen der Grenze“. Auf jeden Fall fragen wir auch hier wieder, ob es ein Dorf oder sonstige Stelle gibt, zu der wir unsere mitgebrachte Kleidung bringen können. Das findet der Militärchief sehr lobenswert von uns und so wird herumtelefoniert. Erst heißt es, dass der Chef vom Dorf kommt und uns dann zeigen wird, wer dringend etwas braucht. Dann sollen wir doch zum nächsten Laden fahren, dort würde jemand auf uns warten. Also trinken wir den Tee aus, verabschieden uns von allen und machen uns auf den Weg dorthin. Es sind nur einige hundert Meter von dem Militärcamp. Aber wie sich herausstellt, weiß dort niemand Bescheid, dass wir kommen. Also versucht Wolfgang mit Händen und Füßen den Leuten zu erklären, dass die Kleidung für die armen Leute hier gedacht ist. Irgendwann taucht dann die Frage auf, wie viel wir denn dafür wollen. Dass jemand von Deutschland den weiten Weg macht, um Kleidung in ein kleines kurdisches Dorf (Güzelsu) zu bringen, kann sich hier niemand vorstellen. Ich glaube, dass das bis heute nicht in ihren Kopf gegangen ist.
Da irgendwie alle total platt sind und wir vor lauter Schock nicht mal einen Tee angeboten bekommen, beschließen wir, die Säcke mit der Kleidung einfach hier zu lassen und weiterzufahren. Einer der Zuschauer möchte, dass wir ihn in das nächste Dorf mitnehmen und so verfrachten wir ihn hinten rein. Als wir schon fast am Fahren sind, kommt der Dorflehrer dazu, der endlich mal wirklich englisch kann und sagt, dass die Leute uns zum Tee einladen wollen. Diese Einladung nehmen wir natürlich gerne an. Mit dem Lehrer und mittlerweile noch ca. 20 Leuten und 40 Kindern bekommen wir Stühle an die Seite des Ladens gestellt und der Tee wird serviert. Ich reiche eine Postkarte von München rum, die alle neugierig bestaunen und jeder will sehen, woher wir kommen.
Tamer, der Lehrer fragt, ob wir denn gerne das Dorf sehen wollen und außerdem würde uns einer der Bewohner anbieten, bei ihm zu essen und zu schlafen. Nachdem die Einladung, die wir beim ersten Mal selbstverständlich ausgeschlagen haben, wiederholt wird, nehmen wir an. Wir wollen aber im Globi schlafen, das kommt aber für die Dorfbewohner gar nicht in Frage. Die wollen wahrscheinlich lieber ihr Bett räumen, damit wir dort schlafen können.
Als erstes müsste aber die Genehmigung vom Militär eingeholt werden, dass wir hier überhaupt schlafen dürfen. Diese wird dann, erfahren wir später, entweder nicht gegeben oder aber es gäbe doch vielleicht ein anderes Problem. Die Gefahr, die hier in der Gegend lauert, wäre nicht zu sehen, meint Tamer. Genauer geht er aber auf unsere Fragen nicht ein. Also bekommen wir erst mal einen Rundgang durchs Dorf, in dem alles selbst angebaut wird, sogar Reisfelder gibt es hier. Von der Regierung bekommt jedes Oberhaupt der Familie Geld und Krankenversicherung (so á la Sozialhilfe). Das reicht aber gerade mal für das Nötigste. Die Kinder rennen voraus und alarmieren das ganze Dorf, dass wir kommen.
Tamer, der sehr westlich eingestellt ist und aus Istanbul kommend seit 2 Monaten hier Dienst tut, erzählt uns, dass die Mädchen hier noch wie in alten Zeiten mit ca. 13 Jahren einen vorbestimmten Mann heiraten müssen. Jede Familie hat mindestens 10 Kinder, dass wir keine haben, stößt natürlich auf Unverständnis, aber zumindest sind wir verheiratet.
Tamer findet die frühe Verheiratung auch nicht gut, denn dadurch gehen die Mädchen nur bis zum 13. Lebensjahr in die Schule und können so gerade so etwas schreiben und lesen. Aber ändern kann er daran natürlich nichts und er meint, die Änderung wird die Zeit schon irgendwann bringen.
Wir werden von einem der Begleiter in eines der Häuser zum Ayran (Buttermilchgetränk) eingeladen und sitzen im Wohnzimmer auf Polstern am Boden. Mehr von den Räumlichkeiten bekommen wir leider nicht zu Gesicht. Das Wohnzimmer ist sehr spartanisch eingerichtet. Der Boden ist mit Teppichen bedeckt und an den langen Wänden liegen Polster, auf denen man sitzt. An der dem Eingang gegenüberliegenden Seite ist ein kleines Tischchen mit einem Fernseher und ein paar Fotos von Verwandten. Ansonsten ist der Raum leer. Außer einem Stapel Polster, die aufgetürmt in einer Ecke liegen, wahrscheinlich falls unerwarteter Besuch kommt.
Auch die Frauen darf ich fotografieren, die Kinder drängen sich sowieso ins Bild. Wir bekommen Tamers Adresse und versprechen natürlich die Fotos zu schicken, sobald diese entwickelt sind.
An jedem dritten Haus gibt es Kaffee, Tee oder Wasser. Hier im Kurdendorf, sprechen die meisten der älteren Leute nur kurdisch.
Auch die Dorfmoschee dürfen wir besichtigen, die innen wirklich unerwartet schön ist. Leider ist die Teppichknüpferei heute geschlossen, das hätte mich wirklich sehr interessiert.
Die Kinder natürlich immer im Schlepptau, wandern wir weiter durch das Dorf, und ich mache einige tolle Fotos. Die Kinder bringen uns ständig Beeren, die sie selber gepflückt haben und wir können so viel gar nicht vernichten.
Wir verabschieden uns von allen der wahnsinnig gastfreundlichen Leute und gehen mit Tamer und den Kindern im Schlepptau zur Schule zurück, wo wir Globi im Hof geparkt haben. Tamer müssen wir versprechen, bis Sirnak nicht anzuhalten, da es auf der Strecke sehr gefährlich sei. Was die Gefahr ist (Schmuggler, PKK?), wissen wir leider bis heute nicht.
Das war natürlich ein absolut geniales Erlebnis.
Wir fahren also von einer Militärkontrolle zur nächsten, fragen bei jeder, ob wir dort schlafen dürfen, was aber lt. Auskunft einer der Soldaten bis Sirnak verboten ist. Wieder treffen wir auf einen deutschsprechenden Türken, der in Stuttgart lebt und sich wohl vor dem türkischen Militär drücken wollte. Am Flughafen in Istanbul wurde er nach seinem Türkeiurlaub aufgehalten und gleich hier ans Ende der Türkei versetzt. Man merkt, dass es ihn total ankotzt. Vor 2 Tagen wären hier auch 2 Deutsche durchgekommen, die auf der Strecke übernachtet hätten, erzählt er uns seine Schauergeschichte weiter. Da wäre zwar nichts passiert, aber wir sollen lieber weiter bis Sirnak fahren, ab da wäre es wieder sicher. Falls wir stehen bleiben würden, würden wir mit Radar und Nachtsichtkameras aufgegriffen und es gäbe ziemlichen Ärger. Wir fahren also brav weiter.
You´re not in Turkey anymore...
Natürlich ist es mittlerweile dunkel geworden und wir landen auf übelster Straße in einem tollen Kurdendorf, wo die Männer alle mit Turban, Schärpe und Krummdolch rumlaufen. Sobald wir an der Militärkontrolle mitten im Ort anhalten sind wir umzingelt von wild aussehenden Typen, die aber genauso nett und gastfreundlich sind, wie alle hier. Der Globi ist umstellt und vor allem unser Wüstenfuchs zieht die Augen auf sich. Wir sowie unser Gefährt muss natürlich ausgiebig begutachtet werden. Einer der umstehenden spricht Wolfgang an: „you know. You´re not in Turkey anymore, you´re in Kurdistan now“. Wahrscheinlich sollten wir uns jetzt fürchten.
Nach der x-ten Militärkontrolle, teilweise in strömenden Regen, der plötzlich einsetzt und einigen absolut ätzenden Militärchiefs, haben wir ca. 20 km vor Sirnak keinen Bock mehr zum Weiterfahren und wir suchen uns oberhalb eines Ortes ein ebenes Plätzchen neben der Straße.
Wir werden weder von Militär geweckt und verscheucht, noch nervt uns sonst jemand. Die Geschichten sind wahrscheinlich alle erfunden.
Anscheinend sind wir gestern durch die letzte Militärkontrolle gefahren, denn bis Sirnak hält uns niemand mehr auf. Ab Cizre wird die Strecke dann ziemlich langweilig und fast schon eben. Davor überfahren wir den Tigris und ein schönes Dorf mit alter Bogenbrücke. Beim Kloster Mar Gabriel machen wir Mittagspause und bekommen Besuch von einem Dorfbewohner. Es ist ein alter Mann, der sich wundert, dass Wolfgang als der Mann in der Familie kein türkisch spricht. Es passt ihm gar nicht, dass er mit mir kommunizieren muss, bin ich doch eine Frau. Deshalb schaut er auch immer Wolfgang an, antwortet aber mir. (Anm: ich habe vor der Reise mit meiner Freundin Senay noch etwas türkisch gelernt, für die Begrüßung und Essen bestellen reicht es.)
Das Wetter ist absolut genial. Wir befinden uns mittlerweile in einem Landstrich, Tur Abdin genannt, einem Gebiet, in dem es heute noch syrisch-orthodoxe Christen gibt. Aus der Vergangenheit zeugen noch einige bewohnte, sowie zerfallene oder aufgegebene Klöster von dieser Zeit.
Umstrittenes Staudammprojekt
Über Midyat, mit einer tollen Altstadt geht es weiter nach Hasankeyf. Man sieht hier noch die Pfeiler der 1116 erbauten Brücke. Hier soll unterhalb des Ortes der Tigris gestaut werden. Dadurch würde das Dorf mit allen Altertümern im Stausee verschwinden. Wie es aussieht, wird aber aufgrund Geldschwierigkeiten (deutsche Geldgeber haben sich aus diesem Projekt bereits wieder ausgeklinkt, da die UNESCO die Stadt zum Weltkulturerbe erklärt hat), der Stauseebau wieder fallen gelassen. (Anm.: das ganze Projekt wurde nun wieder aufgegriffen und der Staudamm gebaut. 2016 soll dieser wunderschöne, alte Ort dann überflutet sein, einfach schrecklich!)
Wir machen hier halt und steigen bei brütender Hitze auf den von Höhlen zerfressenen Burgberg, von dem man eine tolle Sicht auf den Tigris und den Ort hat. Auf einem Minarett nistet ein Storch und im Fluß planschen die Kinder. Es wird auch gleich mit dem Auto ins Wasser gefahren, dann kann man das nebenbei noch waschen. Die Frauen baden natürlich voll angezogen. Als wir das fröhliche Treiben da unten am Fluß sehen, bekommen wir gleich Lust, auch in die Fluten zu springen, aber im Bikini werde ich mich hier sicher nicht zeigen.
Wir fahren noch ein Stück am Tigris entlang, der hier an einer Seite von hohen Felswänden begrenzt wird. An der Stelle, die wir uns aussuchen, sind nur ein paar Fischer, von denen mir einer, gleich nach dem ich ausgestiegen bin, schon fröhlich winkt. Als wir unten sind und bis zu den Oberschenkeln im Wasser drin waren, kommt der Winker mit 2 der gefangenen Exemplaren an und fragt, ob wir Fisch haben wollen. Nach einigem Zögern sagen wir ja. Er gibt uns auch zu verstehen, dass er dafür absolut kein Geld will. Er wirft sein Netz aus und innerhalb 5 min. hat er ca. 20 Fische gefangen, die er uns gleich an Ort und Stelle noch ausnimmt und schuppt. Ein absoluter Hammer ist das hier!!!! Wir sehen einen anderen Fischer, der mit 2 aufgepumpten Lkw-Reifen und einem Brett drüber mitten auf dem Tigris sein Netz hinterherzieht. Als er es nach 10 Minuten einholt, hat er ca. 100 Fische gefangen. Wir nehmen also unsere Fische, bedanken uns mit einer Schachtel Zigaretten, denn alle Türken sind Raucher, wie uns scheint, verabschieden uns und fahren weiter. Ein Stück geht die Straße noch am Tigris entlang, dann schwenkt sie leider ab. Hier hätten wir noch ewig entlangfahren können, denn die Landschaft ist einfach einmalig.
Über Batman (einer ätzenden Industriestadt mit etlichen Raffinerien und billigem Benzin) fahren wir nach Silvan und Diyarbakir. Diyarbakir, die heimliche Hauptstadt der Kurden, soll eine ganz tolle Altstadt haben. Wir heben uns einen Besuch für das nächste Mal auf und fahren bei Siverek mit einer Fähre über den Atatürk-Stausee.
Dort suchen wir uns einen Schlafplatz. Als wir unsere Fische grillen, bekommen wir Besuch von 2 Schäfern, denen wir Zigaretten und Wasser für Tee geben.
Wir verbringen eine ruhige Nacht, umgeben von einigen Schaf- und Ziegenherden.
Als erstes fahren wir zum Euphrat, um uns den Atatürk-Staudamm anzuschauen. Durch den Bau dieses Staudamms sind einige alte Dörfer und antike Stätten in den Fluten versunken. Die Staaten, die bisher vom Euphrat profitiert haben, haben nun Angst, dass die Türkei zu wenig Wasser in ihre Länder lassen und dies als politisches Druckmittel benutzen könnte. Bisher fließt aber noch genügend Wasser unterhalb des Staudammes weiter. Das Wasser, was aus dem Stausee fließt ist eiskalt und kristallklar.
Berg mit Götterköpfen
In Kahta biegen wir zum Nehmrut Dag ab. Auf halber Strecke hält uns ein deutschsprechender Türke an und erzählt uns, dass wir in Karadut den dortigen Kindern keinen Glauben schenken sollen, die dort den Touristen erzählen, dass man nur mit Jeeps auf den Berg kommt. Es gibt dort angekommen, zwar jede Menge nach Geld, Stiften und sonstigem schreiende Kinder, aber das ist halb so wild. Auch die Straße auf den Berg ist zwar steil, aber dass hier jeden Tag ein Auto auf der Strecke bleiben soll, wie im Buch beschrieben, ist auch ziemlich übertrieben. Wir schlafen direkt unterhalb des Gipfels des 2150 Meter hohen Berges.
Wir bewundern den Sonnenaufgang auf dem Sonnenaltar des Nehmrut Dag, der genau nach Osten ausgerichtet ist.
Sein Gipfel besteht aus einer Kombination von Heiligtum und Grabstätte. 69-36 v. Chr. errichtet, sollte das Heiligtum Zentrum einer neuen Religion sein. Eine, die die persische und die griechische Mythologie vereinte. 1881 wurde die Kultstätte wiederentdeckt. Seitdem werden hier Ausgrabungen durchgeführt.
Auf den drei Terrassen, die nach Norden, Westen und Osten zeigen, befinden sich große Götterstatuen, die König Antiochos zusammen mit griechisch-persischen Göttern darstellen. Um dieses Plateau zu errichten, wurden 300.000 m³ massiver Fels bewegt. 1988 wurde die Region zum Nationalpark erklärt.
Die Statuen auf dieser Seite werden jetzt von der Sonne angestrahlt und es herrscht eine einmalige friedliche Stimmung. Da der Wind doch recht eisig ist hier oben, sind wir froh, zum Frühstücken in unseren vorgeheizten Globi zu kommen.
Bis Kahramanmaras ist die Strecke recht eintönig und voller Lkws. Kahramanmaras ist ein quirliges Städtchen ohne Touristen und einem Basar. Wir parken das Auto oberhalb des Basars und gehen zu Fuß auf die Suche nach einer Lokantasi. Wir finden eine, in der es den berühmten Auberginenkebap gibt. Wir bekommen zwei Monsterspieße, bestückt mit Auberginen und Köfte, dazu Fladenbrot, Salat mit dem roten scharfen Paprikagewürz und Ayran. Ein wirklich super Essen, das wir kaum bewältigen für nur 7 EUR.
An einem kleinen Fluß finden wir später einen schönen Platz zum Übernachten. Der liegt zwar an der Hauptstraße aber erfahrungsgemäß ist nachts nicht viel Verkehr. Als ein Auto neben uns hält, denken wir, dass wir wieder neugierige Besucher bekommen. Es sind zwei junge Typen, die uns bedeuten, dass es hier ja nicht so ein schöner Platz wäre (erst denken wir, dass wir vielleicht die Wiese eines Schäfers in Beschlag genommen haben) und sie würden uns einen viel schöneren Platz zeigen. Also fahren wir ihnen hinterher und sind schon sehr gespannt, wo die Fahrt endet. Nach ca. 3 km biegt er in einen Feldweg ein, wir natürlich fröhlich hinterher. An einem Wasserspeicher halten wir dann. Der Boden ist sehr weich und wir kommen kaum auf ein ebenes Stück. Der Platz ist zwar sehr schön aber die 2 Typen bzw. vor allem einer davon ist uns nicht ganz geheuer. Wolfgang schenkt ihm eine Schachtel Zigaretten und wir bedanken uns für die Wegweisung zu diesem Platz.
Auf einmal kramt der Typ einen 5€-Schein raus und meint, wir sollten ihm 5 EUR geben, da er ja quasi als Taxi fungiert hat, indem er vorausgefahren ist. Er merkt aber recht schnell, dass bei uns nichts zu holen ist, wir sind beide nämlich stinksauer. Also müssen sie leider, als wir uns weigern, Benzin aus unserem Tank abzuzapfen, ohne Geld abziehen. Uns ist der Platz natürlich jetzt nicht mehr geheuer, mit schnellem Abhauen ist da nichts, wenn wir überhaupt wieder gut rauskommen. Es könnte ja sein, dass die später mit dem ganzen Dorf zurückkommen. Wir warten also, bis die beiden verschwinden und kommen dann mit einigem Hin- und Hergeeiere auch raus. Wir fahren noch ca. 10 km und entdecken dann einen Steinbruch neben der Straße, der nur von einer Richtung aus einsehbar ist. Hier verbringen wir eine ruhige und ungestörte Nacht.
Und doch noch Teppiche gekauft
In Kayseri kaufen wir ein und schon bei der Fahrt ins Altstadtviertel labern uns von der Ampel aus 2 Typen an. Na, das kann ja heiter werden. Als wir dann einen bewachten und günstigen Parkplatz finden, sind beide (einer mit dem Fahrrad, der gegen Geld immer voraus fahren wollte, der andere zu Fuß, hinterher gerannt) schon da. Auf englisch gehen wir jetzt in diesem Fall überhaupt nicht ein und tun so, als könnten wir es nicht. Natürlich haben beide ein Teppichgeschäft, oder kennen zumindest jemanden, der eines hat. Wir werden die beiden jedenfalls los und ziehen alleine los.
Im Basar kaufen wir Pastirma ein, eine leckerer Schinken aus Rinderdörrfleisch mit würzigem Rand. Dann schlendern wir durch den Basar, der sehr angenehm ist. Ein Mann spricht uns im Basar an, der uns deutsch reden hört und erzählt, dass er in Österreich und Deutschland gelebt hat. Sein deutsch ist zwar nicht so besonders gut, aber soweit verstehen wir ihn schon. Er hat ein Teehaus und versorgt die Händler im Basar mit Tee. Wir müssen uns erst mal vor seinen Laden setzen und bekommen Tee und eine leckere süße Semmel. Da er so nette Erfahrungen in Deutschland gemacht hat, ist er nun total happy, dass er uns verwöhnen darf. Als wir gehen, will er unbedingt, dass wir später noch mal vorbeikommen. Er gibt uns auch den Tipp zum Manti-Essen ins Lokal Hacibaba zu gehen. Wir treffen ihn dann später noch mal auf der Straße und werden begrüßt wie alte Bekannte.
Als wir vor der Ulu Cami stehen, kommt schon wieder ein junger Mann, der angeblich nur sein englisch üben will. Wir lassen ihn uns also die Moschee zeigen. Da ich mein Kopftuch vergessen habe, bekomme ich von einem Händler vor der Moschee ein Kappi, damit meine Haare bedeckt sind. Danach möchte er noch ein Foto von uns allen und er gibt uns seine Adresse, damit wir es schicken können.
Nach der Besichtigung der Moschee fragt er uns, ob wir Interesse daran haben, zu sehen was er arbeitet (er restauriert alte Teppiche) und schon sitzen wir bei seinem Cousin im Teppichladen. Dies ist aber kein offenkundiger Touristenladen, denn von außen ist nicht ersichtlich, dass hier Teppiche verkauft werden. Der Besitzer kann sehr gut englisch und würde uns gerne Teppiche zeigen und uns auch die Unterschiede erklären, wenn wir Interesse hätten. Wenn wir nichts kaufen würden, wäre das absolut kein Problem für ihn.
Sein Cousin (Suat) zeigt uns dann noch, wie er kaputte Teppiche repariert. Man sieht danach nicht mehr, dass an dem Teppich etwas repariert wurde, da er alte, farblich passende Wolle verwendet. Er erzählt uns, dass er jedes Jahr für ca. 3 Monate nach Hamburg fährt, wo er bei einem befreundeten türkischen Teppichhändler, Teppiche repariert. Der Flug sowie Kost und Logis ist für die Zeit frei, so dass er nun auch dabei ist, etwas deutsch zu lernen.
Die Teppiche, die dann vor uns ausgebreitet werden, sind einfach ein Traum und durch ein super geschicktes Auswahlverfahren („welchen Teppich würdet ihr nehmen, wenn ihr jetzt einen kaufen wolltet?) bleiben am Schluss 4 der schönsten Stücke übrig. Ein Seidenkelim für 1000 EUR, eine Satteltasche für 250 EUR, ein Kissenbezug für 150 EUR und ein Kelim halb-Seide, halb-Wolle für 780 EUR. Das ist natürlich alles weit über unserem Budget. Aber das wäre auch kein Problem, denn wir könnten jetzt etwas anzahlen, er würde uns seine Bankverbindung geben und wir könnten dann in Raten von Deutschland aus bezahlen. Mit allen Mitteln wird versucht, uns einen Teppich aufzuschwatzen und Ausreden von uns gelten absolut nicht.
Solange man bei einem Händler kein Gegenangebot zu seinem vorgeschlagenen Preis macht, ist alles kein Problem, dann kann man den Laden auch nach 4 Stunden verlassen, ohne etwas zu kaufen und der Verkäufer sowie man selbst verliert nicht das Gesicht. Sobald man aber ein Gegenangebot abgibt, ist es klar, dass ein Geschäft gemacht wird, es geht dann nur noch um den Preis. Wir sagen ihm, dass wir erst gerne Essen gehen würden, um uns das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen und danach noch mal wiederkommen würden. Natürlich könnten wir auch hier Essen, er würde das Essen für uns bestellen. Natürlich will er uns nicht gehen lassen, denn wir sind hier die potenziellen Käufer. Wir sagen ihm aber, dass wir ins Hacibaba zum Manti-Essen (gefüllte Teigtaschen) gehen wollen und so begleitet uns Suat, der uns natürlich auch direkt hinführt. Alleine hätten wir wohl eine Weile gesucht.
Wir laden ihn zum Essen ein und so zahlen wir zu dritt weniger, als wir beide sonst alleine. Tja, so kommt man an die türkischen Preise. Er geht sogar noch mit uns mit, da wir unbedingt Filme kaufen müssen und finden ein Fotogeschäft, wo es ausnahmsweise 200er Filme zu kaufen gibt. Mit 400er kann hier sicherlich nur ein Spezialgeschäft dienen.
Wieder im Teppichladen, geht das Gefeilsche los (wobei da eigentlich nicht mehr viel geht). Wir haben uns beim Essen eigentlich überlegt und darauf geeinigt, nur die Satteltasche zu nehmen und nicht mehr als 150 EUR dafür zu bezahlen. Es geht so eine Weile hin und her. Den teuren Seidenkelim haben wir direkt vor dem Essen schon ausgeschlossen, wobei der Händler meint „out, but not out“ und legt ihn immer in Blickweite von uns. Schließlich macht er uns „my absolut crazy price“ für den Seidenkelim, den Seiden-Wolle Seldschuken sowie die Saddlebags für insgesamt 1000 EUR. Eigentlich ein absolut super Preis und wir überlegen, Wolfgangs Mutter einen der beiden Kelims zum Geburtstag zu schenken. Ich versuche es noch mit 900 EUR, aber da ist nichts zu machen. Schließlich schlagen wir ein und das Geschäft ist für 1000 EUR paletti. Wir gehen mit ihm zusammen auf die Bank, um insgesamt 1,8 Mrd. TL abzudrücken – einfach eine Wahnsinnszahl.
Wir trinken mittlerweile den x-ten Cay, die Teppiche werden schön verpackt und für jeden Teppich bekommen wir ein Zertifikat ausgestellt. Da Suat unbedingt wissen will, wie das in den Wohnmobilen mit dem Clo funktioniert, lässt er es sich nicht nehmen, uns die Teppiche noch bis zum Auto zu tragen. Er ist begeistert, als er unser Mobil von innen sieht und nun weiß er endlich auch, wo das Cloabwasser verschwindet. Recht entsetzt ist er, als Wolfgang die geschlossene Cassette rausziehen will, denn er denkt wohl, die wäre oben offen….
Wir machen noch ein Foto mit ihm vor dem Globi, Adressen werden ausgetauscht und außerdem die e-mail Adresse, damit wir ihm das Bild schicken können. Suat möchte uns jetzt noch die Stadt zeigen, aber wir lehnen diesmal ab, da wir ja noch nach Göreme wollen und außerdem sind wir nun schon den ganzen Tag unterwegs und haben auf Besichtigungen keine Lust mehr. Also verabschieden wir uns von unserem Begleiter.
Tuffstein- und Phallusfelsen
Diesmal finden wir die Ausfahrt aus der Stadt ziemlich schnell und nach ca. 1 Std. Fahrt kommen wir in Kappadokien an und schlendern erst mal durch das Devrent-Tal mit den verschiedenartigsten kuriosen Steinskulpturen. Das gesamte Gebiet wurde 1985 zum UNESCO-Welterbe ernannt. Markante Tuffsteinformationen, die teilweise ausgehöhlt sind, erstrecken sich in dieser Gegend. Vulkanausbrüche und Wasserläufe haben diese Landschaft in mehreren Millionen Jahren geformt. Tuffgestein war im Winter warm und im Sommer kühl, so dass man dort noch viele Eingänge zu Wohnungen finden kann. Heute werden diese Räume als Lagerräume verwendet.
Es ist ziemlich diesig und die Sonne verschwindet oft in Wolken, so dass keine schöne Abendstimmung auf die Felsen fällt. Wir fahren auf den Paris Camping und wen treffen wir da? Die Münchner haben sich auch genau diesen Platz rausgesucht, weil er so schön verwildert und nicht so geschleckt sauber ist wie die anderen. Nach einem Plausch mit den beiden, gibt es noch Tee an der Rezeption. Der Besitzer und seine Angestellte Necla können super deutsch. Sie war 23 Jahre in Deutschland. Wir bekommen nach einer ausgiebigen Dusche noch Abendessen im kleinen Aufenthalts- und Speiseraum der Rezeption. So macht der Besitzer also noch Überstunden für uns.
In einem Laden in Kayseri haben wir eine Packung irgendeines Teiges geschenkt bekommen, den wir dem Besitzer mitbringen, denn wir haben keine Ahnung, was wir damit machen sollen. Wir fragen den Besitzer und er erklärt uns, dass das der Teig für Sigara böregi ist und er schlägt uns vor, dass wir morgen Abend zum Essen kommen sollen. Necla und ich könnten ja gemeinsam die Böregi machen, damit ich sehen würde, wie man das macht. Wir sind von der Idee natürlich hellauf begeistert. Sigara Böregi sind gefüllte Blätterteigrollen, die wie Zigarren gerollt werden und mit Schafskäse und Petersilie gefüllt werden.
Das Wetter ist nicht berauschend, alles grau in grau. Deshalb passt es ganz gut, dass wir uns heute in Derinkuyu die unterirdische Stadt anschauen. Wenn Gefahr im Anmarsch war, haben sich in diesen 8stöckigen nach unten in die Erde gefrästen Höhlen 100.000 Menschen bis zu ½ Jahr verstecken können.
Von Derinkuyu fahren wir über Mustafapasa nach Ürgüp, wo wir beim Süßigkeitenkauf in einer Pastahanesi total übers Ohr gehauen werden.
Wieder am Camping zurück, bereite ich mit Necla dann die Sigara Böregi. Es ist eigentlich ganz einfach und da man den Teig in Deutschland auch bekommt, werden wir das auch mal daheim machen. Neclas Mann und Kinder kommen auch dazu und so wird es ein ganz gemütlicher Abend mit leckeren, selbst zu bereiteten Böregis.
Von den beiden Deutschen werden wir dann noch auf ein Gläschen Wein eingeladen. Wir verquatschen uns mit den beiden total, denn die beiden sind wirklich cool drauf. Sie sammeln seit 30 Jahren anatolische Teppiche. Sie haben auch ein kleines Fotoalbum mit Teppichen, die sie in München haben. Da sind wirklich traumhaft schöne Stücke dabei, alle so zwischen 80 und 200 Jahren alt.
Am nächsten Tag machen wir nicht viel und fahren abends mit den Münchnern nach Nevsehir, wo wir bei einem Teppichhändler, den die beiden schon seit Jahren kennen, zum Essen eingeladen sind. Es gibt aus einer gemeinschaftlichen Raine Fleischstücke mit Paprika und Tomaten, die mit Weißbrot rausgefischt werden. Ganz besonders lecker ist natürlich die Soße, in der alles schwimmt.
Danach bekommt unser Händler noch eine Lieferung mit Teppichen, bei der auch einige alte Stücke dabei sind. Die Teppiche werden für uns alle im Laden ausgebreitet. Es ist ein traumhaftes Stück dabei, was allerdings 22.000 EUR kosten soll. Leider „etwas“ zu viel für unser Budget. Wolfgang ist mehr an einem ziemlich kaputten, aber alten Gebets-Teppich interessiert. Das Stück soll so wie es ist 500 EUR kosten, für die Restauration würden dann noch mal 200 EUR dazukommen. Auch ein wunderschöner Turkmene ist dabei. Es ist wirklich interessant, was man aus den einzelnen Stücken herauslesen kann, und unsere Münchner sind ja die Fachleute auf diesem Gebiet.
Endlich spielt das Wetter mit (klar, es ist ja auch Wolfgang´s Geburtstag) und es ist schön mit strahlendblauem Himmel.
Wir fahren nach Uchisar, von wo aus wir eine tolle Wanderung durch das Liebestal machen. Was man hier alles an seltsam geformten Felsen sehen kann, ist wirklich einmalig. Dieses Liebestal ist voll mit phallusartigen Felsen, daher der Name.
Zum Sonnenuntergang fahren wir zur Roten Schlucht, wo wir uns ein ruhiges Plätzchen suchen, denn oben am Aussichtspunkt ist die Hölle los. Der Sonnenuntergang ist toll und wir bleiben, bis es fast schon dunkel ist.
Abends sind wir beim Besitzer des Campingplatzes zum Essen eingeladen. Sein Gehilfe hat gekocht und es gibt Tzatziki, scharf gewürzten Salat, viel Brot und einen Suppeneintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika und Huhn.
Unser Weg führt uns weg von Göreme nach Westen. Wir wollen uns bei Aksaray zwei Karawansereien anschauen, aber die sind ziemlich zerfallen. In die Ihlara-Schlucht kann man leider von oben nicht hinunterschauen, muss aber für eine Durchwanderung sehr schön sein, aber das heben wir uns für eine andere Reise auf. Auch Güzelyurt, ein altes Griechenstädtchen haut uns nicht vom Hocker.
Über Pisten fahren wir, vorbei an Nomadenzelten und deren Weiden nach Sultanhani. Die Karawanserei dort ist restauriert worden und ist sehr interessant. Ein bisschen nervig sind hier die Kinder, die alles Mögliche verkaufen und ein Heidengeld für Postkarten wollen. Wir schlendern dann durch das Dorf und werden von allen Seiten begutachtet. Später übernachten wir Richtung Konya an einer alten zerfallenen Karawanserei in völliger Einsamkeit.
In Konya füllen wir erst mal wieder unsere Lebensmittel auf einem Markt auf und parken dann direkt am Mevlana-Kloster. Ein älterer Herr bewacht unser Auto, weist uns ein und aus und erklärt uns, wo die Sehenswürdigkeiten sind. Wir besichtigen das Mevlana-Kloster, einige Moscheen und schlendern abseits in den Gassen herum.
Leider fängt es dann zu regnen an, wobei es ziemlich schnell wieder aufhört und wir Nüsse (je ein kg von Pistazien, gerösteten Kichererbsen und Kürbiskernen) kaufen. Außerdem erstehen wir noch das rote scharfe Paprikagewürz. Beim Umherirren auf dem Basar entdecken wir eine Halle mit Obst-, Gemüse, sowie Käseständen. Was es hier an Käsesorten gibt, ist wirklich unglaublich. Auch die Metzgerstraße mit Fleisch, Innereien, Schafs- und Ziegenköpfen und –füßen ist nur was für starke Mägen.
Nach einer ruhigen Nacht fahren wir am nächsten Tag zur Schlucht, an deren Ausgangspunkt es auch einen Campingplatz gibt. Wir wandern ca. 3 Kilometer in die Schlucht, immer entlang eines kristallklaren, rauschenden Gebirgsbaches, können aber dann den Weiterweg nicht finden. Wir kehren um und machen Rast an einem tollen Platz am Wildbach. Hoffentlich wird dieses Eckchen nicht auch bald touristisch vermarktet.
Machu Picchu auf türkisch
Wir fahren durch wunderschöne Gebirgslandschaft weiter und überqueren das Taurus-Gebirge. So landen wir in der Ebene von Antalya. Da Termessos heute schon geschlossen hat, bleiben wir auf einem Campingplatz, der ganz in der Nähe liegt. Wir stehen oberhalb des Flusstales in einem Olivenhain, können in den kleinen Holzbungalows heiß duschen und bekommen direkt ans Mobil das Abendessen und Tee serviert. Der absolute Hit!
Vier Stunden Termessos stehen heute auf dem Programm. Ich liebe diese Ausgrabung, das türkische Machu Picchu wie es auch heißt. Erstmals erwähnt wurde die Stadt bei Homer. Auch Alexander der Große belagerte 334/333 v. Chr. Termessos. Heute sind Reste der Verteidigungsringe, Stadtmauern, Tempel und anderer Gebäude zu besichtigen. Insbesondere das gut erhaltene antike Theater und das Odeion lohnen den Fußmarsch auf die 1050 Meter über dem Meer gelegene Bergfestung.
Am wunderschön gelegenen Theater machen wir Pause und besichtigen die Felsengräber sowie einen riesigen Friedhof (Nekropole) mit Steinsarkophagen, die teilweise kreuz und quer im Gelände liegen. Gut, dass es hier direkt am Eingang zur Ausgrabung einen Picknick-Wald unter Pinien gibt, in dem wir uns danach von der Wanderung erholen.
Da wir kurz hinter Antalya in einen Stau kommen, zieht sich die Fahrt ewig hin und so kommen wir erst bis abends gerade mal bis südlich von Kemer. Dort verbringen wir mal wieder eine Nacht auf einem recht schönen, aber teuren Campingplatz. Es ist eine laue Nacht und außerdem noch Vollmond, der sich im Meer spiegelt.
Von weitem sieht man den Lichtschein von Erdgas, das an den Berghängen seit dem Altertum aus dem Boden austritt.
Strände und archäologische Stätten
Hier in Patara gibt es einen ca. 5 km langen Sandstrand, an dem wir einen Tag faulenzen. Oberhalb der Dünenlandschaft im Pinienwäldchen übernachten wir.
Über eine Piste, die in der Karte verzeichnet ist und die immer am Meer entlang führt, wollen wir nach Ölüdeniz, dem Traumstrand bei Fethiye, aber nachdem wir ca. 5 Pisten ausprobiert haben, geben wir den Versuch auf. Alle enden irgendwo in der Pampa und sind dermaßen schlecht, dass wir nur langsam voranzockeln.
Durch schöne Landschaft und einer Schlucht gelangen wir auf einem anderen Weg zur Hauptstraße. Dabei entdecken wir noch, malerisch in der Landschaft gelegen das alte Pinara mit Theater und Felsengräbern.
Dann geht es weiter bis kurz vor Izmir auf Hauptstraßen, wo wir dann aber abzweigen um über Söke und Priene in die Berge zu kommen. Hier versagt aber auch mal wieder die Karte und wir landen in einem Dorf, in dem gerade ein Fest stattfindet. Die Leute sind hier nicht besonders freundlich und scheinbar Fremden gegenüber nicht gerade wohlgesonnen und wir sind froh, als wir wieder draußen sind.
Eine letzte Ausgrabung wollen wir noch besichtigen, bevor wir noch ein paar Tage mit Faulenzen am Strand verbringen wollen. Wir sind gleich um 8.30 Uhr am Eingang nach Ephesus. Wir haben ca. eine Stunde Zeit, bis sich die ersten Touristenmassen durch die Ausgrabung drängeln. Seit meinem letzten Besuch wurde einiges neu ausgegraben. Leider kann man die neueste Entdeckung, die Hanghäuser nicht besichtigen.
Ephesos war im Altertum eine der ältesten und bedeutendsten Städte Kleinasiens. Außerdem war hier mit dem Tempel der Artemis eines der Sieben Weltwunder zu sehen. (Anm.: Im Jahr 2015 wurde Ephesos von der UNESCO in die Liste des Kulturwelterbes aufgenommen).
Die Karaburun Halbinsel ist landschaftlich ganz toll – sogar ein paar idyllische Bergdörfer gibt es noch, die aber sicherlich bald verfallen, da die jungen Leute in die Städte auswandern. Überall sieht man jetzt schon Ruinen zwischen den Häusern. Leider finden wir keinen tollen Strand, an den man mit dem Auto fahren kann. Und der Campingplatz, der dort ist, gefällt uns nicht. Den Campingplatz in Sifne finden wir nicht und landen auf dem Weg dorthin in einem Vorort von Cesme (Ilica), der den Vergleich mit Rimini absolut hält, zumindest was die Touristenabzocke betrifft. Der Strand ist traumhaft, aber mit Hotels und Sonnenschirmen nur so zubetoniert. Es ist absolut übel hier.
Auf dem Rückweg finden wir endlich den Campingplatz direkt am Meer unter Palmen, den wir gesucht haben. Hier verbringen wir die letzten Tage, bevor wir auf die Fähre müssen, mit faulenzen, Schlauchboot fahren und Lesen. Die Traumbucht direkt vor unserem Mobil ist fast wie in der Karibik.
Bei strahlendblauem Himmel legt die Fähre mittags ab. Wir haben reservierte Pullmansitze und schauen uns erst mal auf dem Schiff um, ob man nicht doch irgendwo seine Isomatte auf Deck legen kann, um dort zu schlafen. Leider ist das Schiff nicht für Deckschläfer gebaut.
Also müssen wir doch im Pullman-Raum schlafen. Eine türkische Mutti schnarcht, als ob sie halb Brasilien abholzen wollte und von Flüstern oder Rücksichtnahme hat auch noch nie jemand was gehört. Dank Ohropax geht es aber einigermaßen und das Stampfen des Schiffes übertönt so einiges.
Wir übernachten in der Nähe von Ancona, stehen am letzten Morgen um 5 Uhr auf, denn wir wollen möglichst staufrei nach München kommen.
Streckenabschnitte:
München – Ljubeljana - Skopje - Istanbul - Osmancik - Alucra - Sumela - Cildir - Ararat - Gevas - Sirnak - Siverek - Nehmrut Dag - Pinarbasi - Göreme - Konya - Egirdir - Termessos - Kemer - Patara - Söke - Mordogan - Sifne - Cesme - auf See - Ancona - München
km-Abfahrt: 86320
(Anm.: falls sich jemand über den Km-Stand wundern sollte, wir hatten mittlerweile einen Austauschmotor eingebaut)
km-Ankunft: 96970
gefahrene km: 10.650
Wir hatten den Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag dabei, mit dem wir super zurecht gekommen sind. Es sind viele Infos drin, alles ist übersichtlich gestaltet und für Individualreisende einfach ideal. Sicherlich ist auch der Reise-Know-How zu empfehlen, kenne ihn aber für die Türkei nicht.
Als Landkarte ist Freytag & Berndt zu empfehlen. Der Maßstab ist allerdings nicht besonders (1:800.000). Es gibt von Reise-Know-How noch Karten für Antalya und Umgebung, Kappadokien etc. Als Übersicht ist die o.g. Karte sicherlich nicht schlecht.
Für die Türkei, besonders für Ost-Anatolien lohnt sich das Kulturschock-Buch auf jeden Fall. Wer sich richtig lang in der Ost-Türkei aufhält, dem wäre noch ein Kurdisch Kauderwelsch ans Herz zu legen. Ich hatte mir vor der Tour noch ein paar Sätze türkisch angeeignet, das kam immer gut an.
Hier findet ihr eine interaktive Karte, auf der ihr euch in die Route rein- und rauszoomen könnt.